Stakeholder im E-Learning Februar 2017


Manager


Beim Management stellt sich die Frage der Strategie. Online Training hat das Potential strategische Wirkung zu entfalten und sollte daher nach Möglichkeit vom Top Management eingerichtet und maßgeblich beeinflusst werden. Das  Budget sollte der Aufgabe entsprechen. Auch wenn die Kosten für ein richtig gutes Wissensmanagement zuerst einmal hoch erscheinen, so ist der potentielle Return on Investment doch recht umfangreich. Es ist eine Besonderheit von Online Learning, dass viele Unternehmensbereiche gleichzeitig davon profitieren können. Es ist viel einfacher Schnittstellenkompetenzen herzustellen, sowohl zwischen internen, als auch zu externen Fachbereichen. In der Praxis hat sich hier eine besonders gelungene Zusammenarbeit zwischen der Technik, dem Produktmanagement, Major Account Management, aber auch zu Forschung und Entwicklung ergeben. 

 

Hier geht es nicht nur um notwendige Kenntnisse von Prozessabläufen, sondern um ein vertieftes Wissen. Je mehr Mitarbeiter einen einfachen Zugang zu Expertenwissen haben, desto besser kann das Unternehmen angemessen auf Kunden mit besonderen Lösungen reagieren und agieren. Bei der Vermittlung von Schnittstellenkompetenzen können ganz neue Ideen entstehen. Richtig eingesetzt kann Online Training auch sehr viel zur Optimierung von intern und extern wirkenden Prozessen beitragen. Auf das Learning Management System kann rund um die Uhr und weltweit zugegriffen und kommentiert werden. So kann ein internationales Publikum Vorschläge zur Verbesserung von Produkten und Unternehmensabläufen beitragen, die anschließend recht schnell realisiert und bekanntgemacht werden. 


Dabei sollte Online Training nicht unbedingt aus der Informationsabteilung gesteuert werden. Die Fachabteilungen können ihr Wissen am besten selbst beitragen und entscheiden in welchen Fällen Wissen von außen beigesteuert werden muss. Hier kann eine ganz eigene Dynamik entstehen. Auch ist es sehr hilfreich Early Adopters aus den Fachabteilungen zu gewinnen. Sie nehmen das Online Training begeistert auf und machen dafür auch interne Werbung. 


Damit das Online Training seine volle Wirkung entfalten kann, sollte es also in einem größeren Zusammenhang gesehen werden. Es ist eine Investition, die sich durchaus profitabel gestalten lässt. Wenn möglich sollte das Top Management die Strategie für ein umfassendes Wissensmanagement setzen, in dem die Experten, Präsenztrainer, Fachabteilungen und andere Beteiligte direkt an der Erstellung der Online Module beteiligt werden und auch eine motivierte Ownership übernehmen.


Autoren


Bei der Gruppe der Autoren stellt sich die Frage, was sie davon haben, ihr Wissen online zu stellen. Der erste Instinkt ist, es erst einmal für sich zu behalten und nur in Präsenztrainings „preiszugeben“. Das ist auch durchaus wörtlich zu verstehen. Externe Trainer verdienen Ihr Einkommen durch ihre Vorträge und interne Trainer wollen eine Anerkennung ihres Wissens. Dies wurde in beiden Fällen mühsam erworben und es einfach online zu stellen bedeutet für viele eine große Hürde. So muss, wiederum durch das Top Management, klar sein, dass die Autoren keine Nachteile zu befürchten haben. Ganz im Gegenteil können sich für sie mit entsprechenden Anreizen neue Möglichkeiten durch eine optimale Verbindung von Präsenz- und Online Trainings entwickeln. 

 

Das sogenannte Blended Training mit der koordinierten Verbindung aus Präsenz- und Online Trainings sollte eigentlich der Normalfall sein, ist aber aus verschiedenen Gründen noch nicht wirklich zur Reife gelangt. Ein Grund könnte der Fokus auf das Rapid E-Learning sein. Es funktioniert einfach nicht gut. So ist der Präsenztrainer oftmals enttäuscht wie wenig enthusiastisch sein Online Training aufgenommen wird, nachdem er doch erhebliche Zeit dafür investiert hat. 


Der Präsenztrainer wird dann uneingeschränkt kooperativ sein, wenn er in den Online Trainings einen Zusatznutzen für sich und für die Qualität des gesamten Trainings erkennen kann. Zum Beispiel mit besserem Begleitmaterial wie Bildern, Illustrationen, Animationen, kurzen Videoabschnitten etc. Dies kann er nutzen, um sein Präsenztraining zu optimieren. Am besten ist es, wenn der Präsenztrainer selbst die zusätzliche Kompetenz zur multimedialen Trainingsentwicklung erwirbt. Dies ist nicht einfach, führt aber zu den wirksamsten Ergebnissen mit einer berechtigten Ownership für das gesamte Blended Training.


Administratoren


Für die Administratoren ist es wichtig die Weiterbildung über die Lernplattform (LMS) mit Präsenztrainings, Zusatzveranstaltungen und Online Trainings zuerst zu etablieren und dann zu optimieren. Dafür müssen sie sehr verschiedene Interessenten und Abteilungen koordinieren, zum Beispiel IT, Personal, Technik, Marketing und Vertrieb, interne und externe Trainer und bestimmte Zielgruppen wie zum Beispiel Fachhändler. Am Anfang müssen möglichst viele Trainingsmodule möglichst schnell und mit geringen Kosten online gestellt werden. Dies ist auch der Grund für die Entscheidung von Rapid E-Learning


Die Administratoren sehen durchaus die Notwendigkeit von inhaltlich ansprechenden Trainings. Diese erfordern jedoch einen spezifischen Produktionsaufwand. So werden zunächst einmal die internen und externen Fachleute dazu aufgefordert ihre Präsentationsfolien abzugeben, um sie dann, leider ohne besondere Bearbeitung „hochzuladen“. Allerdings will sich damit der Erfolg des Online Lernens nicht richtig einstellen. Die Ursache des Problems sind hierbei weder die Trainingsautoren, noch die Administratoren. Beide haben ein ureigenes Interesse eine hohe Qualität zu liefern. 


Das Problem ergibt sich aus den Eigenarten des Systems. Online Training funktioniert auf eine ganz andere Weise als das Präsenztraining. Es ist den Medien, zum Beispiel Fach- und Wissenschaftsmagazinen oder Video Dokumentationen, ähnlicher als den Präsenztrainings. Dies erfordert eine eigene Produktionsmethode mit einem gewissen redaktionellem Aufwand. 


Für die Administratoren ist es in der nahen Zukunft wichtig das Online Training immer weiter zu optimieren, indem sie die Autoren/Präsenztrainer mit gutem Material und langfristig mit einer spezifischen Produktionsmethode unterstützen. Im angelsächsischen Raum etabliert sich hierfür das neue Berufsbild des Instructional Designer. Diese werden verstärkt von Unternehmen gesucht und meist auch gleich als Administratoren eingesetzt. Das ist gut, allerdings ist es noch besser, wenn die Präsenztrainer und Experten auch selbst die Zusatzqualifikation von Instructional Design erwerben.


Es ist jedoch Realität, dass das Instructional Design in einigen technisch orientierten Unternehmen der "alten" Industrie noch nicht wirklich angekommen ist (Typisches Beispiel ist die Bauindustrie). Hier gibt es viele Vorbehalte, da die Verbindung zur Praxis noch nicht gesehen wird. Vielfach wird bezweifelt, dass sich zum Beispiel "einfache" Arbeiter für Online Trainings interessieren, oder sie bedienen könnten, oder aber überhaupt Interesse am Selbstlernen haben könnten. Das ist ein großer Trugschluss. Ja, es gibt einige Angestellte, wo dies zutrifft. Aber es gibt auch sehr viele, die genau in der einfach ermöglichten Bildung eine Chance sehen und bereit sind das Wissen für das Unternehmen auch einzusetzen. 


Nutzer


Das Zielpublikum steht dem Online Training zuerst einmal verhalten gegenüber. Selbstlernen erfordert einiges an Disziplin. So wird zum Beispiel die Zugangstechnik von einigen LMS oft als kompliziert empfunden und in manchen Fällen fühlt man sich, teilweise auch zurecht, kontrolliert. Diese Vorbehalte dürfen nicht abgewiegelt, sondern müssen offen geklärt werden. Der Zugang kann von den Administratoren vereinfacht und anschließend direkt am Monitor erklärt werden und die gefürchteten Zugangs- und Abschlussstatistiken können erläutert und sogar in positive Wettbewerbe umgesetzt werden (nicht unähnlich zu populären Rateshows.)  


Am kritischsten ist aber eine fehlende Attraktivität von Lernmodulen. Besonders die schnell, "so nebenbei" produzierten Module werden vielfach als langweilig oder schwer verständlich gesehen. Dies steht im starken Kontrast zu einem gut gemachten Präsenztraining, oftmals verbunden mit einem schönen Begleitprogramm. Hier ist der Teilnehmer, vorausgesetzt der Trainer ist gut, ganz anders motiviert und kann für die Unternehmensziele auch emotional mitgenommen werden. 


Der Nutzer möchte also das Präsenztraining mit Begleitprogramm erst einmal behalten. Das ist auch gut so. Allerdings wird das Online Training aus Sicht der Nutzer unter ganz bestimmten Umständen dennoch interessant. Zuerst einmal ist es von großem Vorteil das Wissen genau dann abrufen zu können, wenn der Bedarf besteht. Zweitens gehört es zur Realität, dass nur ein bestimmter Prozentsatz von Präsenztrainings in Erinnerung bleibt. Hier kann das Online Training sehr viel beitragen die Erinnerungslücken zu schließen.


So kann das Online Training das Präsenztraining optimal unterstützen. Als Blended Training wachsen die beiden Präsentationsformen zusammen und bieten die Kombination aller Vorteile des einen und des anderen. Allerdings braucht es hierfür eine sehr gute Gesamtstruktur, damit sich der Nutzer schnell zurechtfindet. Trainingselemente müssen stark visuell aufbereitet sein und aufeinander abgestimmt und koordiniert werden. Damit werden die jeweiligen Themen schnell gefunden und bleiben intuitiv verständlich.


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