Online Training   März 2017


Online Training wird nun eingesetzt in dem Versuch einige dieser Probleme zu lösen. Das Wissen soll von den verschiedenen Trainern und Fachleuten gesammelt und rund um die Uhr zur Verfügung gestellt werden. In der Umsetzung gibt es allerdings einige Herausforderungen. In vielen Fällen wird das Online Training unzureichend aufbereitet und präsentiert, so dass es von den Nutzern wenig enthusiastisch aufgenommen wird.


Online Training hat systembedingte Besonderheiten. Für das Selbstlernen vor dem Computer gelten andere Regeln als im gewohnten Direktunterricht. Um erfolgreich zu sein muss ein Online Training wesentlich aufwendiger produziert werden. Die Materie muss sehr gut strukturiert und so aufgebaut sein, dass sie einfach, schnell und intuitiv zu erfassen ist. Es erfordert ein ordentliches Angebot an Grundinformationen, da unterschiedliche Kenntnisse nicht individuell geklärt werden können. Die sehr sorgfältige Aufarbeitung des Materials ist auch deshalb wichtig, da Schwächen in der Substanz und in der Darstellung im Online Training gnadenlos aufgedeckt werden. 


Dies erfordert für den Trainingsentwickler idealerweise eine Kombination von Kompetenzen aus fundierter Ausbildung und Industrieerfahrung, langjähriger Trainingserfahrung, in vielen Fällen internationale Erfahrung und dazu noch weitreichende Kompetenzen in moderner Mediengestaltung. Es muss auch mit einem vermehrten Aufwand für die Recherche und Analyse des Materials gerechnet werden. 


Im Online Training gibt es typische Fallstricke. In manchen Fällen wird ein teures und komplex zu bedienendes Learning Management System (LMS) eingesetzt und dann leider mit wenig konkretem Inhalt bestückt. Das ist vergleichbar mit einem großen Bibliotheksgebäude, das nur wenige oder einfach gestaltete Bücher im Regal hat. Mehr denn je ist im Online Training der Inhalt entscheidend. Dafür sollten mindestens 80% des Budgets ausgegeben werden. In der Realität ist das oft umgekehrt. 


Die Trainingsentwicklung kann nun intern oder extern erfolgen. Bei Großunternehmen ist es in der Regel eine Mischung aus beidem. Bei der internen Entwicklung sollte allerdings eine reale Einschätzung der Kosten erfolgen. Während die externen Entwicklungskosten direkt sichtbar sind, werden in der internen Erstellung die tatsächlichen Kosten für den Zeitaufwand selten richtig eingeschätzt. Sie sind aber vorhanden und müssen in vollem Umfang akzeptiert werden. Das heißt, dem internen Trainingsentwickler muss die Zeit dafür eingeräumt werden auch wirklich gute Trainings zu erstellen. In vielen Fällen bedarf es auch einer Zusatzqualifikation von multimedialer Designkompetenz (Instructional Designer).


Um ein wirkungsvolles Online Training zu entwickeln muss man also, genauso wie im Präsenztraining, in die Zeit von kompetentem Personal investieren. Leider werden gerade im Online Training oft schnelle und einfache Lösungen favorisiert, von den Softwarefirmen als sogenanntes Rapid E-Learning bezeichnet. Dabei werden Präsentationsfolien einfach in ein online-fähiges Format umgewandelt. Diese scheinbar kostengünstige Lösung wird von den Nutzern allerdings selten akzeptiert und manchmal schlicht ignoriert. Präsentationsfolien funktionieren am besten mit dem Trainer, der sie erstellt hat, sind aber für Online Trainings meist wenig geeignet.


Auf der anderen Seite werden manchmal recht teure und komplexe Virtual Reality Simulationen oder Filmproduktionen eingesetzt. Diese Einzellösungen konsumieren einen sehr hohen Anteil der Ressourcen, so dass nur wenig übrig bleibt für andere Lernprogramme. Und es ist nun einmal so, dass nur eine gut gefüllte Bibliothek auch gerne besucht wird. Gerade im Online Training suchen die Nutzer oftmals ein ganz bestimmtes Thema, zu dem sie für den aktuellen Arbeitsablauf etwas nachsehen möchten. Vergleichsweise macht ein aufregender Spielfilm zwar Spaß, verliert aber seine Wirkung recht schnell. Besser wäre eine gut gemachte und vollständige Dokumentationsreihe, zu der man auch einen direkten Bezug entwickeln kann. 


Es gibt noch weitere Herausforderungen. Das Online Training wird von bestimmten Gruppen beeinflusst, die ihren jeweils eigenen Interessen folgen. Die Stakeholder sind in diesem Fall Manager, Autoren, Administratoren und Nutzer.


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